Wortewelt

©Joerg Schaffelhofer, Lyrik und Prosa

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mein bahnhof

von meinem lieblingsbahnhof
fahren keine züge und
keiner kommt an

jetzt im herbst
plätschert stetig regen
auf den alten bahnsteig

bald werden schneetreiben
und eiskalte winde über
die gleise fegen

vielleicht stehe ich im
nächsten frühjahr noch hier

in der sonne
und
voller erinnerungen

vorsicht an der bahnsteigkante

du glaubst
mit dem nächsten zug
beginnt dein neues leben

lässt den fetten koffer
am bahnsteig stehen

im nachtabteil
wächst dir ein tagebart

und als du endlich aussteigst
geht diese schöne frau
an dir vorbei

und ihr duft erinnert dich
an was und so
stehst du da

an der bahnsteigkante

planmäßig

morgen ist abgestimmt
vermessen und passend gemacht

wir haben
ein gutes gefühl

dieses grinsen
in deinem gesicht
ich habe es immer geliebt

du wirst mich küssen
und lächeln

aber was weiß ich

ruhe bitte

sei doch still

denkt sie manchmal
wenn er versucht
etwas zu sagen

es immer wieder tut

sie weiß ja
er kann nicht mehr sprechen
und es tut ihr weh

ihn wieder und wieder
um ruhe zu bitten

Der Reisende

Der Reisende eilt durch die Altstadt, hält an, schaut sich um. Mitten auf der Gasse steht er, die Leute gehen um ihn herum. Einige schimpfen, andere sehen genauer hin und blicken in das verzweifelte Gesicht eines Fremden, bleich wie der Tod. Er, der Reisende, müsste sich sputen. Doch wohin?

Er will reisen, doch wo ist der Bahnhof? Läuft geradeaus, überholt die anderen Passanten. Sein Koffer kommt ihm mit jedem Meter leichter vor. Bald ist es geschafft! Da hört er hinter sich die Stimme. Und Schritte, die ihn verfolgen. Er mag laufen, so schnell er kann, er wird nicht entkommen. Der Koffer wird immer schwerer. Er läuft, atemlos, dann stoppt er und dreht sich um.

„Wohin?“, fragt sein Vater.

„Zum nächsten Zug!“, antwortet er, und der schwere Koffer rutscht ihm aus der Hand, fällt auf die Gasse.

„Mein Zug!“, fleht er. Der Koffer springt auf und unzählige Uhren liegen auf der Straße. Die Umstehenden greifen sofort danach. Der Reisende schaut zu, wie seine Zeiten davonlaufen.

Da schlägt die Kirchturmuhr Mitternacht. Er lässt den Koffer liegen, rappelt sich auf und eilt davon.

„Gute Reise!“, ruft ihm sein Vater nach.

Und der Reisende kennt den Weg.

mit janek in london

ich sage zu janek
lass gut sein

doch er wäre nicht janek
wenn er auf mich hören würde

bestellt weiter pints
weil er das wort pints so toll findet
und bei jeder order grinst er blöd

als ich auf’m Klo bin
ist er wohl raus aus’m pub
hat den linksverkehr vergessen
ist vor einen bus gerannt

und ich sagte doch
lass gut sein

janek

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