früher
hielt ich
bei der bahnfahrt
den kopf aus dem fenster
und glaubte fest daran
gedanken im wind
loswerden zu
können
heute
grüble ich im ICE
©Joerg Schaffelhofer, Lyrik und Prosa
früher
hielt ich
bei der bahnfahrt
den kopf aus dem fenster
und glaubte fest daran
gedanken im wind
loswerden zu
können
heute
grüble ich im ICE
jänner
am weihnachtsbaum
auf der straße hängt noch
die grüne gurke
die welt im rückzug
fenster und türen
verschlossen
morgens statt vogelzwitschern
schwarzbefracktes
krächzen
ende oder anfang?
ich gehe heute
mal wieder
aus
auf dem foto
schimmert unter
ihrem lächeln
leben
noch einmal
durch die gassen gehen
vertraute wege in neuer fremde
menschen
grüßen mich
um die ecke gibt es jetzt
nudeln aus dem wok
statt pommes in der tüte
irgendwo
kirchenglocken – erinnerung
doch mit der alten straße
verschwand hier auch
mein kinderlachen
infusion tropft im
takt meiner
augen
blicke
gehen fehl
im blaulichtzucken
dieser nacht
die tageszeitung
ein eisiger novemberwind
blättert sie durch
unverändert
fällt morgens das
licht durchs fenster
hinein in die leere wohnung
der alten frau schmidt
novembernebel in
jener nacht
schaute sie sich
noch einmal um und
verschwand
in den dunklen
gassen der stadt prag
Kippe den Kurzen runter, das Bier geht nicht mehr. Da vorn an der Theke irgendwo der Wirt im Nebel, spült er schon die letzten Gläser? Ein Schluck Bier geht dann doch noch…
… klingelt was, das Handy am Tisch nebenan. Von dem, der schon vor ´ner Stunde auf Toilette ist. Und das klingelt und klingelt…
Der Wirt ruft was, das Bier geht nicht mehr, verdammt…
… und das Handy klingelt. Ich greif‘ rüber, mein Stuhl wackelt, bin ich gewohnt und fange mich. Tippe auf Grün, nicht nur einmal, doch dann…
Wo bleibst du versoffenes Schwein? Deine Tochter schreit nach dir, hörst du?
Ich höre.
Geh zum Teufel, verdammt!
…lege das Handy zurück, da kommt der Andere gerade, bleich wie der Tod, weiß von nichts.
Bier geht nicht mehr, der Wirt schließt schon ab, bringt mir den letzten Kurzen.
Ich schaue rüber zu dem Anderen. Frau und Kind, hat der ein Glück!
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