
am fujisan vorbei
fliegt der shinkansen
ungeheuerlich
©Joerg Schaffelhofer, Lyrik und Prosa

am fujisan vorbei
fliegt der shinkansen
ungeheuerlich

hinausschauen
auf das stille meer
dorthin
wo es vielleicht
endet
meine hand
sucht nach deiner

dein lachen bleibt
so wie der wegweiser
zu deinem grab

paris paris
metrofahren ist sowas
wie beamen

frühe metro
blasse gesichter zeichnen spuren
in den neuen tag

der neben mir im bus
daddelt ohne pause in sein handy
dass er sie liebt und
sie vermisst
wie es ihr denn ginge
jetzt so allein
ganz ohne ihn
all so was eben
dann hält er still
stationenlang der blick
immer wieder auf sein handy
fast tut er mir schon leid
dann kommt meine haltestelle
gern hätte ich gewusst
wie es mit ihnen weitergeht
immerhin war ich ja irgendwie dabei
doch wie geht so was schon weiter

jeden abend sitzt er
mit einem glas roten
an seinem lieblingsplatz
genießt die gitarrenmusik
die sanft von einer
weiblichen stimme begleitet wird
meeresrauschen
und jeder schluck wein bringt ihn
dem traum von diesem
verdammt ewigen leben näher

nachts steht sie da
und blickt hinunter auf
den dunklen fluss
aus der ferne lautes lachen
von einem partyboot
mit musik und bunten lichtern
einen tag noch
sagt sie sich
dann kommt sie wieder
da
wo sie hinschaut
ist nichts
wie ein kleines kind
steht sie dort
schließt den mantel
wendet sich um zu mir
und geht mit
wenigen schritten
durch mich hindurch


ich werde ihn fragen
nach seinem leben
seiner kindheit
nach seiner jugend
wie er gespielt
sich gefühlt
was er geliebt hat
das sagte er sich oft
und immer fehlte
nur die gelegenheit
dieser eine augenblick
nein
es war der fehlende mut
der sie trennte
sie waren sich zu ähnlich
jetzt liegt er da
dieser vater
wortlos im koma
ja, was nun?
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