Sie schaut herüber zu mir und lächelt. Streicht ihr schulterlanges Haar zurück. Ich weiß, dass ich mir nur etwas einbilde. Wahrscheinlich steht jemand hinter mir, auf den sich ihr Blick richtet. Hat jeder schon mal erlebt, diesen peinlichen Moment der Verwechslung. Doch ich schaue mich nicht um, will gar nicht wissen, wer es ist.
Ich kenne sie nicht, habe sie hier noch nie gesehen. Kann aber meinen Blick nicht von ihr lassen, denn da ist was.
Dann kommt, was ich erwartet habe. Sie steht auf, geht auf mich zu. Ich schaue weg, weiß, dass sie an mir vorbeigehen wird, um den Typen hinter mir zu begrüßen, vielleicht zu umarmen oder zu küssen. Steht er denn immer noch da?
„Stefan?“, fragt sie und bleibt an meinem Tisch stehen.
„Hanna?“ Nach vierzig Jahren.
Später, weit nach Mitternacht in der uralten Kneipe, gestehe ich ihr, wie verliebt ich damals war, wie viele Nächte ich nicht schlafen konnte, weil sie nie Notiz von mir genommen, nie mit mir gesprochen hat.
„Du hattest nur Augen für die anderen!“, lalle ich, als wir die Bar verlassen und sie sich bei mir unterhakt. Sie lacht. Und ihr Lachen hallt durch die dunkle Gasse.
„Hätte ich dich dann heute Abend wiedererkannt?“
Sie verspricht mir einen doppelten Espresso, bei ihr zuhause. Das hört sich gut an, immerhin gibt es noch so viel zu reden.
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